Gottvertrauen

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„Ich glaube: Gottvertrauen hilft. Glauben Sie jetzt, dass ich naiv bin? Viele denken: das Bekenntnis: Ich vertraue Gott ist gleichbedeutend mit: Hände in den Schoss. Als sei Gottvertrauen so etwas, wie der Clubausweis für Naive, Träumer, Spinner. Gerade jetzt – wo es doch für Viele nur noch bergab geht. In Zeiten einer Pandemie. Wo ein Virus weltweit Tausende tötet, Hunderttausende arbeitslos macht und ganze Wirtschaftszweige lähmt. Wo wir Zahlen mehr vertrauen als Gott. Kurven, die nach oben steigen und hoffentlich wieder absteigen – proportional zu der Anzahl der freien Intensivbetten. In diesen Zeiten da ist Gottvertrauen nicht so angesagt, eher tiefste Verzweiflung, blinde Wut und Depression. Klar. Der Virus frisst. Leben, Vertrauen, Hoffnung.

Und dann noch: Unumkehrbare Klimaschädigungen, so viel Menschen auf der Flucht, wie nie zuvor, jede Menge bewaffnete Konflikte, atomare Anspannung, statt Entspannung. Klar. Bedrohliche Entwicklungen gibt es zuhauf.

Die Gefahr leugnen, hilft selten weiter. Aktion finde ich auch gut. Verantwortung übernehmen. Konsequenzen zeigen. Mit den zwei Hs. Helfen und Hygiene. Konkret: den Rettungsfonds, der Schutzkleidung und den Beatmungsgeräten. Dem Einkaufsservice für Alte, den Care Paketen für Obdachlose, dem Applaus für Klinikpersonal und Mitarbeitende in den Supermärkten. Und trotz all der Aktionen, fühlen wir uns ohnmächtig. Wir rechnen nicht mit Gott und doch ist er da – mittendrin.

Ich glaube, Gottvertrauen hilft. Ich vertraue Gott. Was ich damit meine? Den Nächsten zu lieben, wie sich selbst. Und Gott. Nichts Neues? Aber schwerer, wenn es eng wird – knapp – lebensbedrohlich. Mal so ganz konkret: Den Nächsten lieben wie sich selbst. Es genug sein lassen, statt zu horten. Beten, statt die Katastrophe zu meditieren. In Bewegung bleiben, statt mit dem Sofa zu verwachsen. Den Nächsten lieben wie sich selbst. Und Gott. Das ist manchmal schwer – insbesondere in Krisenzeiten. Ich kann das nicht immer. Es kommt aber auf meine Bereitschaft an. Auf meine ernsthafte Bereitschaft. Denn: Ich vertraue darauf, dass Gott das tut. Eben weil, ich selbst dazu noch nicht in der Lage bin. Noch. Gott liebt quasi das hinzu, was an meiner Liebe fehlt. Und das kann ziemlich viel Liebe sein – manchmal.

Naiv? Unbedingt. Im Französischen heißt naiv kindlich. In diesem Sinn: Als ängstliches Kind Gottes.“

Dieser Beitrag erschien am 11.4.2020 bei Kirche im WDR. Autor: Jönk Schnitzius