Landessynode 2021: Eindrücke
Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Vier Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei.
Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist vertreten durch Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim), Frank Bartholomeyczik (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Knut Dahl-Ruddies (JVA-Seelsorger in Euskirchen) und Melina Wolf (Kirchengemeinde Wachtberg). Hier ihre persönlichen Eindrücke:
Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim):
Wie soll das wohl klappen? Eine ausschließlich als Videokonferenz durchgeführte Landessynode? Es war ganz anders und irgendwie auch nicht. Technisch hat alles hervorragend geklappt. Knapp 200 Personen erlebten eine – sicher anspruchsvolle und anstrengende – Synodenwoche, deren Höhepunkt die Wahl des neuen Präses unserer Landeskirche, Dr. Thorsten Latzel, war. Wir dürfen gespannt sein, in welcher Weise und mit welchen Impulsen der in Reformprozessen geübte Theologe aus Frankfurt den zukünftigen Weg der Rheinischen Kirche versieht.
Die Zeichen stehen auf Veränderung und notwendigem Wandel, was die Einschätzung zur finanziellen Situation der Evangelischen Kirche im Rheinland betrifft, wie aber auch die gesamte Haltung und Ausrichtung, zu der wir in den nächsten Jahren finden müssen. Inhaltlich bestätigt das ein vorgelegtes Impulspapier zur Zukunft der Kirche (Lobbyistin der GOTT-Offenheit. Zum öffentlichen Auftrag und Auftreten einer Minderheitskirche).
Partizipation, Beteiligung ist nicht nur im Blick auf junge Menschen ein richtiger und notwendiger Anspruch, sondern auch als Mitgehen und Nachvollziehen von Veränderungen, die sich auf das gesamte kirchliche Leben auswirken. Hier ist zu erwähnen, dass ein neuer Artikel 1a in die Kirchenordnung eingefügt wurde, der die Grundsätze der presbyterial-synodalen Ordnung unserer Kirche festhält. Ein essentielles Prinzip, nach dem die Kirchengemeinden ihre Angelegenheiten so weit wie möglich selbstständig entscheiden, bevor sich übergeordnete Stellen damit befassen.
Wiederholt wurden die eindeutigen Positionen unserer Landeskirche zum Flüchtlingsschutz an den EU-Außengrenzen sowie die Forderung nach Aufnahme von Geflüchteten eindringlich bestätigt.
Ein Thema am Rande war das weitere Ergehen der evangelischen Büchereien und die erneute Forderung nach einem tragfähigen Konzept für die Koordination und Begleitung von Ehrenamtlichen in den Büchereien ab 2023. Per Initiativantrag ist es immerhin gelungen, das Thema über den Ständigen Ausschuss für Bildung und Erziehung nun auch an die Kirchenleitung zur intensiven Bearbeitung zu bringen. Nach wie vor sind die Mitarbeitenden in den Büchereien sehr besorgt, ob das bisher vorgesehene Sparkonzept noch eine ausreichende fachliche Begleitung und Kooperation ermöglicht. Einen entsprechenden Antrag für eine verantwortliche Regelung hatte u.a. auch unsere Kreissynode gestellt.
Wenn auch der organisatorische und technische Ablauf der Landessynode gut funktioniert hat, so hoffen alle Delegierten, sich bei einer kommenden Synode wieder live und direkt begegnen und beraten zu können. Denn nicht nur für die Wahlen, sondern auch für die Entscheidungen bei Gesetzesveränderungen und thematischen Einschätzungen fehlte die persönliche Begegnung und das Zusammensein als Synode.
Als Godesberger und Voreifler haben wir uns per kleiner Zoomtreffen abends, per Chat oder telefonisch ausgetauscht und uns über die Diskussionen in den Ausschüssen informiert.
Zum Schluss die positive Feststellung, dass wir uns als Kirche und in unseren Gemeinden bei allen Aufgaben und Herausforderungen, bei allen Unterschieden doch als Gemeinschaft erlebt und wahrgenommen haben, die unter dem Wort Gottes steht und sich dem Evangelium Christi unterstellt. Der noch amtierende Präses Rekowski formulierte in seinem letzten Bericht: „Selbst sinkende Mitgliederzahlen ändern nichts an dem Auftrag der Kirche, die Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen und sie zum Glauben einzuladen“.
Ja – warum: weil Gott uns in seinen Händen hält und trägt!
Frank Bartholomeyczik (Kirchengemeinde Meckenheim):
Erstmalig fand diese Landessynode als fünftägige Zoomkonferenz statt. Obwohl technisch anspruchsvoll, klappte das richtig gut, braucht aber eine entsprechende persönliche technische Ausstattung. Aber mir fehlte doch sehr die „Synodenatmosphäre“; nämlich für eine gewisse Zeit aus dem Alltag in die Synodengemeinschaft einzutauchen und sich intensiv über die Sitzungen im Konferenzsaal hinaus auszutauschen.
Trotz des digitalen Formats kam es insbesondere in den Ausschüssen zu teilweise doch sehr lebhaften Diskussionen. Schwerpunkt der Synode waren Wahlen in der Nachfolge des Präses, Mitgliedern der Kirchenleitung, Ausschüsse usw. Da zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Auch deuteten sich große Herausforderungen für die weitere Zukunft der Landeskirche ab. Stichworte sind da unter anderem Mitgliederentwicklung, Kirchensteuereinnahmen, Stellenwert in der Gesellschaft.
Knut Dahl-Ruddies (JVA-Seelsorger in Euskirchen):
„Wer morgens schwimmt, geht abends nicht baden“ -soll Präses Manfred Rekowski während der vergangenen Landessynoden in Bad Neuenahr immer gesagt haben. Daraus wurde diesmal nichts. Wer angesichts der rein digitalen Synode 2021 auf manche Tagungsannehmlichkeit verzichten musste, wurde durch enorm schnelle Wahlabläufe entschädigt. Ein deutlicher Vorteil, standen doch diesmal viele Personalentscheidungen an. Diese Art zu wählen machte offenbar so viel Freude, dass zur nächsten Presbyteriumswahl 2024 im gesamten Rheinland digitale Stimmabgabe möglich sein soll. Aber warten wir ab, ob der digitale Schub bis dahin anhält. Auch wenn in der Kirchenleitung ein Generationswechsel stattgefunden hat, die synodalen Strukturen sind noch lange nicht auf Effizienz im Entscheidungshandeln getrimmt. Eine Kirche für morgen muss sich darüber klar werden, dass die Spielräume zur Gestaltung enger werden. Was gestern noch vorauseilend war, kann heute schon geboten sein.
Weitere Beschlüsse, Themen und Einschätzungen gibt es zum Download unter synode.info.
Quelle: Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel