Der Markisenmann – Buchtipp Juli 2022

Der Markisenmann

Roman, Jan Weiler, Heyne 2022, 333 S.

 

Im Mittelpunkt des Romans steht die heute 31-jährige Kim, die auf den Sommer in ihrem 15. Lebensjahr zurückblickt. Kim lebt mit ihrer Familie in einem schicken Haus in Köln Hahnwald. Sie fühlt sich wie eine Unsichtbare, materiell sehr verwöhnt, emotional jedoch vernachlässigt.

Der Stiefvater ist laut, angeberisch und immer auf der Jagd nach finanziell lukrativen Investitionen. Kims Mutter ist distanziert und Jeff, der kleine Stiefbruder ist das absolute Lieblingskind .

Kim entwickelt sich zur notorischen Schulschwänzerin und stiehlt Dinge, die sie weiterverkauft.

Als Kim bei einer Grillparty endgültig der Kragen platzt und sie etwas Unverzeihliches tut, wird sie für die gesamten Sommerferien nach Duisburg zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben, während ihre Familie nach Florida fliegt.

Kim ist ihrem leiblichen Vater bis dato nie begegnet. Roland Papen lebt in einer Lagerhalle in Duisburg in sehr einfachen Verhältnissen und bemüht sich geduldig, unermüdlich aber leider ziemlich erfolglos Markisen im Ruhrgebiet zu verkaufen .Er ist ein unglaublicher Optimist, bleibt immer gelassen und lässt sich von Misserfolgen und Absagen nicht unterkriegen.

Nach anfänglichem Widerstand gegen ihre ganze Situation, verändert die Zeit mit ihrem liebenswerten Vater, den verschrobenen älteren Freunden und dem tunesisch-russisch stämmigen Alik, Kims Blickwinkel und hilft ihr erwachsen zu werden.

Jan Weiler hat einen warmherzigen Roman verfasst, mit liebenswerten, teils skurrilen Figuren, alles mit ganz viel Lokalkolorit und Ruhrpott-Charme dekoriert.

Eine wunderschöne, sehr unterhaltsame Vater-Tochter Geschichte mit ganz viel Tiefgang.

 

Susanne Preiß