Friedenskirche (Geschichte)

Die Bautätigkeit in Meckenheim war in den 70er und 80er Jahren enorm, besonders in der Neuen Mitte, so dass die Kirche für ihre Arbeit geeignete Gemeinderäume schaffen musste.
Daher wurde im Oktober 1978 im Presbyterium beschlossen, mit der Meckenheimer Entwicklungsgesellschaft (EMM) in Verhandlung zu treten. Konnte sie geeignete Räume zur Verfügung stellen oder musste anderweitig ein Grundstück erworben werden, das den Ansprüchen der Kirchengemeinde genügte? Die angebotenen Räumlichkeiten stellten nicht zufrieden. Bei den Grundstücken gab es nur eine
Möglichkeit, und zwar im Sonderbaugebiet im Osten der Stadt, nahe dem Friedhof und der Autobahn. Die Stadt Meckenheim lehnte das ab und schlug ein Grundstück zwischen der Gudenauer Allee und der Beethovenstraße vor.
Inzwischen war in der Neuen Mitte ein 3. Pfarrbezirk genehmigt, den am 15. März 1981 Pastorin Gisela Schüler (später „Martin“) übernahm, die zunächst aber in den beiden anderen
Zentren Gottesdienst hielt. Für die übrigen Aufgaben (Konfirmandenstunden, Frauenkreis, Gesprächskreis, Ausschüsse, Sitzungen etc.) standen dafür extra ausgebaute Räume in dem für den dritten Bezirk gemieteten Pfarrhaus im Johann Sebastian Bach- Weg zur Verfügung. Der Bau eines Gemeindezentrums war also dringend notwendig. Nach der Beratung durch das landeskirchliche Bauamt und den Kreissynodalvorstand Bad Godesberg kaufte die Gemeinde 1984 ein zentral gelegenes Grundstück von 3.500 qm am Neuen Markt. Für den Bau des neuen Zentrums wurde ein beschränkter Architektenwettbewerb durchgeführt. Die Gesamtkosten sollten 2.6 Mill. Euro betragen (1.9 Mill. für den ersten Bauabschnitt, Grundstück und Pfarrhaus). Nun mussten die Pläne umgesetzt werden. Ein Bauausschuss wurde eingerichtet, die Leitung übernahm Jugendpfarrer Gisbert Hatscher. Auch die zuständige Pfarrerin war mit den Organisationsaufgaben betraut. Um das Interesse für den neuen Kirchbau zu wecken und zu steigern, wurde zu einem Grundstücksfest eingeladen. In der neuen Mitte auf eigenem Grund und Boden wollten wir Gottesdienst feiern, eine Gemeindeversammlung halten und miteinander essen. Das Motto: „Wir bauen eine Kirche – Gott baut seine Gemeinde“.
Die Bauarbeiten wurden ausgeschrieben und konnten dann mit dem inzwischen gewählten Architekten Prof. Baltzer aus Wuppertal beginnen. Zum Baubeginn feierte die Gemeinde am 1. Advent 1987 ein Fest, bei dem ein Schild enthüllt wurde: „Hier baut die Ev. Kirchengemeinde Meckenheim das Kirchenzentrum Neue Mitte“. Ein Spendenaufruf erging.
Die Bauarbeiten gingen zügig voran, so dass schon an Christi Himmelfahrt die Grundsteinlegung gefeiert werden konnte. Ein Grundstein mit den verschiedenen Gaben war vorbereitet und wurde eingemauert. Auf ihm wird nun immer zu lesen sein: „Erbaut 1988. Komm Schöpfer Geist!“ Im September war das Haus gerichtet: Bauleute und Gemeindeglieder feierten das Richtfest.
Wichtig war dann die Namensgebung der Kirche. Wie sollte sie heißen? In der Gemeinde gab es viele Diskussionen. Der 3. Artikel des Glaubensbekenntnisses sollte vorkommen, so die Vorgabe. Mit der theologischen Unterstützung von Prof. Dr. Wintzer wurde über mehrere Vorschläge beraten: Heilig-Geist-Kirche, Lutherkirche, Bonhoeffer Kirche, Friedenskirche. Schließlich beschloss das Presbyterium, die Kirche in der Neuen Mitte „Ev. Gemeindezentrum Friedenskirche“ zu nennen. Mit viel Zeit und Phantasie sammelte die Gemeinde Spenden für den Kirchbau und seine Ausstattung. Auch die Geschäftsleute der Neuen Mitte beteiligten sich. Bei den zahlreichen Straßenfesten in Meckenheim wurde Kaffee und selbstgebackener Kuchen verkauft. Eine Schallplatte mit Werken von Bach und Schütz, aufgenommen unter Leitung von Herrn Kahle, brachte ebenso Geld ein wie Faltkarten mit Meckenheimer Motiven, ein Pappmodell der neuen Kirche, das aus einem Faltblatt zusammen geklebt werden konnte und in vielen Familien als Spardose diente.
Am Sonntag, den 27. August 1989, dem 14. Sonntag nach Trinitatis, wurde dann die Friedenskirche feierlich in Dienst genommen. Oberkirchenrat H.U. Stephan aus Düsseldorf weihte sie ein. Es folgte eine Festwoche mit ganz unterschiedlichen Angeboten, die zeigten, was unter dem Dach der neuen Kirche geschehen sollte: ein ökumenischer Gesprächsabend „Gerechter Friede in biblischer Sicht“, ein Partnerschaftsabend, ein Nachmittag für die Konfirmanden, ein Kindernachmittag mit den „Bremer Stadtmusikanten“, ein Abend der Jugend „50 Jahre danach“, ein Vortrag mit
Altbundespräsident Prof. Dr. Karl Carstens über „Friedensgebot in der Politik“ und „Singet dem Herrn ein neues Lied“, ein offenes Singen, eine Gebetsnacht „Wachet und betet“, ein Gemeindefest und schließlich ein Familiengottesdienst „Noah und der Regenbogen“, also die Bitte um Frieden.
Es passierten aber auch Dinge, die nicht vorgesehen waren, jedoch erwähnenswert sind. Zum Beispiel: das Altarpodest war zu hoch geraten. Nein, das gefiel niemandem! Die Betondecke musste wieder abgestemmt werden. Aber dafür war kein Geld eingeplant. Dr. Martin, gelernter Maurer, und der Maurermeister stellten sich zur Verfügung und brachten Presslufthämmer, Hacken und Schaufeln mit. Dann ratterten die Hämmer in den Fäusten der beiden Männer und zweier Helfer aus der Gemeinde. Pfadfinder und auch die Pfarrerin schwangen die Schippen und karrten das Geröll auf den Lastwagen zum Abtransport. Alles das kostete nichts! Der Altar steht nun eine Stufe tiefer, als es die Bauzeichnung vorgesehen hatte. Gerade recht, damit die Pfarrer nicht allzu hoch über der Gemeinde stehen.

Seit der Einweihung der Friedenskirche sind nun 22 Jahre vergangen. Inzwischen hat sich dort ein reges Gemeindeleben entwickelt. Nicht nurin den Gottesdiensten im großen Kirchenraum. Der wird aber auch für Feiern und Vorträge genutzt, etwa die des „Forums der Evangelischen Kirche in Meckenheim“. Viele Veranstaltungen finden auch in den kleineren Gruppenarbeitsräumen statt, für die Konfirmanden, für Senioren, für Kinder, für Frauengruppen, für Bibel- bzw. Glaubensgesprächs-Kreise, für Jugendtreffen und Jugendarbeit, für den Kindergottesdienst und Kindernachmittage, für den Besuchsdienstkreis. Wichtig ist dabei auch die Küche zur Bereitung des Essens, samt Torten und Kuchen von Frau Gähler zubereitet. Und nicht zuletzt die Kirchenmusik hatte und hat in der Friedenskirche ihr Zuhause. Der Posaunenchor und die Gesangschöre, die für Konzerte proben und sie dann aufführen. Kurz: Die Friedenskirche bietet alle Möglichkeiten für ein reges Gemeindeleben. Drei Ereignisse sind noch zu nennen, die für die Arbeit in Gottesdienst und Gemeinde wichtig wurden: Der Kirchturm, die Glocken und die Orgel. Die Friedenskirche hatte zunächst keinen Kirchturm. Auch dieser Bau gelang trotz großer Schwierigkeiten. Trotz eines Baustopps seitens der Landeskirche konnten ein stattlicher Turm errichtet und die dazu gehörenden Glocken von
der Firma Rincker im Westerwald gegossen werden. Gemeindeglieder waren dabei, als die feurige Masse in die ausgegrabenen Rinnen hineinströmte. In andächtiger Ruhe schauten sie zu und hofften, dass die Schmelzmasse in der dunklen Erde zu Glocken werden möge. Ostern 1994 wurden sie feierlich in Dienst genommen.
Die Glocken sind auf die Töne „d“ – „g“ – „a“ gestimmt und klingen mit den übrigen Kirchenglocken in Meckenheim in „ökumenischer Harmonie“. Wer das Kirchenlied „Wohl denen, die da wandeln“ singt, der hat mit den ersten drei Tönen den Dreiklang angestimmt. Drei Glocken hängen im Turm, und jede hat ihren Namen, einen Namen, der mit einem Bibelwort oder mit einem Wort aus der Liturgie verbunden ist. Auf der großen Glocke mit dem Ton „g“ steht das Wort „Christus ist unser Friede“.
Das ist unser Bekenntnis. Sie heißt darum die Bekenntnisglocke Die mittlere Glocke (auf „g“ gestimmt) trägt die Aufschrift „Komm Schöpfer Geist“, eine pfingstliche Bitte, also eine Gebetsund Fürbittglocke. Auf der kleinen Glocke („a“) steht „Gloria sei dir gesungen“, die Lob- und Anbetungsglocke. Mit solchen Anliegen: Bekenntnis, Fürbitte und Anbetung klingen die Glocken
zu bestimmten Zeiten über die Häuser, Straßen und Plätze der Neuen Mitte hinweg und rufen zum Gottesdienst.

Ein weiterer Glücksfall für die Friedenskirche ist die Orgel. Es ist keine ganz neue, sondern die Orgel der Anna-Kirche in Aachen, die im Zuge einer Renovierung zum Verkauf angeboten wurde. Pfarrer Gottmann entdeckte die Anzeige in der Kirchenzeitung „Der Weg“ und erreichte bei einer Besichtigung in Aachen zusammen mit Kantor Martin Kahle, dass die Orgel für Meckenheim reserviert
wurde. Nach der Zustimmung des Presbyteriums und der Zusage einer finanziellen Hilfe durch den Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel konnte die Orgel gekauft werden. Das Instrument musste allerdings für den neuen Raum umgebaut werden. Das Gehäuse passte nicht, und die Mechanik war veraltet. Beides musste völlig erneuert werden. Von der Aachener Orgel konnten nur die Pfeifen,
der Orgelmotor und die Orgelbank verwendet werden. Die restaurierte Orgel erklang erstmals in einem feierlichen Gottesdienst am Reformationsfest 1991. Sie verfügt über 21 Register auf zwei
Manualen und Pedal und enthält 1568 Pfeifen. Gebaut worden war sie 1958 von der Aachener Firma Stahlhut, die auch den Umbau erledigte.

Zum 10-jährigen Bestehen der Friedenskirche konnten über dem Altar neue Buntfenster des Künstlers Georg Linden, Bonn, eingebaut wer-den. Eine Spende aus der Gemeinde ermöglichte das. Ging zuerst der Blick nur auf eine weiße Fensterscheibe, so war jetzt ein buntes Motiv zu sehen. Jeder mag sich in das Bild hineindenken und seine Erfahrung mit ihm machen. Was sieht man? Ist es der ausgestreckte Arm, der sich an Gott wendet und um sein Erbarmen bittet? Oder ist es die ausgestreckte Hand Gottes, der seine Gemeinde mit Licht und Wärme umhüllen und ihr über allem seinen Frieden geben will? Friede soll mit euch sein! Oder ist es – die Farben erinnern daran – eine Verheißung aus dem Alten Testament: Milch und Honig – ein weites Land tut sich auf?

Außer für dieses Fenster hat es für unsere neue Kirche auch noch weitere Spenden gegeben. Die Paramente, jene farbigen Behänge vor dem Altar, die die jeweilige Kirchenjahreszeit anzeigen und damit in eine gute und feste Ordnung stellen, fehlten noch. Mit dem Erlös aus den Basaren, die fleißige Frauen in der Friedenskirche ausrichteten, konnten sie in einer Paramenten-Werkstatt in Ratzeburg gekauft werden. Weitere Geschenke: die Taufschale, die Kerzenständer, die Bibel auf dem Altar und das Kreuz im Altarraum.

Das alles war notwendig, damit sich die Gemeinde in diesem Haus wohlfühlen kann. Seit einigen Jahren führt das Pfarrer-Ehepaar Dahl-Ruddies mit Erfolg die Arbeit im Gemeindebezirk Neue
Mitte weiter. Inzwischen hat sich manches geändert. Die Kinder- und Konfirmandenzahlenhaben abgenommen. Dafür sind es nun ältere Menschen, die zunehmend das Hauptaugenmerk auf sich ziehen.

Text: Gisela Martin
Erschienen in der Jubiläumsausgabe 2013 „50 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim – Gemeinde in Bewegung“