Christuskirche (Geschichte)
Aus der Jubiläumsschrift „50 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim“ (von Jochen Siebel)
Am Reformationstag 2010 feierte eine große Gemeinde das 50-jährige Bestehen der Christuskirche. Bevor am 01.01.1963 die eigenständige Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim errichtet wurde, hatte das Presbyterium Rheinbach unter dem Vorsitz von Pfarrer Gerhard Hoffmann die Christuskirche bauen lassen. Fritz Herr, Baumschuler, Presbyter und später Kirchmeister, sagte bei der Auswahl mehrerer Kirchenentwürfe: „Wir wollen keine Scheune, sondern eine ‚richtige Kirche‘.“ Baurat Vogel aus Trier erhielt den Auftrag, den Flüchtlingsfamilien und Heimatvertriebenen eine Kirche „wie zu Hause, fest, aus rotem Backstein“ zu bauen.
Nach dem Kauf des wunderschön gelegenen Grundstückes oberhalb der Swist im Jahr 1954 – es lag damals noch außerhalb der städtischen Bebauung – erfolgte der erste Spatenstich am 18.07.1957. Der Grundstein wurde am 06.10.1957 gelegt, das Richtfest war am 27.01.1958. Willi Brust, Flüchtling aus Stolp, Presbyter und Mitglied des Stadtrates und Kreistages, später Baukirchmeister, hat viel zum Gelingen des Bauvorhabens beigetragen.
Besondere Höhepunkte, so erinnern sich Gemeindeglieder, sind während der Bauzeit die Fahrt zum Glockenguss der Firma Rincker im Siegerland und das Abholen der Glocken mit einem festlichen Zug durch die Altstadt in Meckenheim gewesen. Emma Kammler, Presbyterin aus Altendorf, sagte damals: „Wir möchten, obwohl wir wenig Geld haben, große, wohlklingende Glocken haben.“ Daraufhin musste das fertig gestellte Turmgewölbe mit einem sichtbaren Eisenträger verstärkt werden. Über 400 Gäste kamen aus den umliegenden Ortschaften und Bonner Gemeinden, um dieses Ereignis und die Fertigstellung der Christuskirche mitzuerleben. Bei der Einweihung der Kirche am 18.09.1960 erklangen die drei Glocken zum ersten Mal. Die Gemeinde war sehr froh
und stolz an diesem Tag.
Die Glocken tragen die Aufschriften:
- Die große Glaubensglocke: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, Vers 20);
- die mittlere Heimatglocke: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn“ (Jeremia 29, Vers 7);
- die kleine Friedensglocke: “Den Frieden lasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch“ (Johannes 14, Vers 27).
Die ausgewählten Bibelsprüche verdeutlichen das Anliegen der ersten evangelischen Christen in Meckenheim. Die Glaubensglocke soll die Botschaft der Reformation verkünden: „Allein die Schrift, allein der Glaube, allein Christus“. Die Heimatglocke erinnert die Gemeindemitglieder an die verlorene Heimat Ostpreußen, Schlesien und Pommern und gibt dem Wunsch Ausdruck, dass hier eine neue geistliche Heimat und ein neues Zuhause entstehen sollten. Die Friedensglocke erbittet nach den grausamen Kriegsjahren Frieden für die Lebenden und die Millionen Kriegsopfer. Der Klang der drei Glocken wurde abgestimmt mit dem Vierergeläut der katholischen Kirche, verbunden in der Hoffnung auf ein gutes Miteinander der Konfessionen, ein frühes Zeichen der Ökumene.
Nach einem Abschiedsgottesdienst am 18.09.1960 in der Aula der katholischen Volksschule ging ein langer Festzug zum herrlich gelegenen Kirchplatz, wo Pfarrer Hoffmann das Portal der neuen
Kirche mit den Worten öffnete: „Jesus Christus gestern, heute und derselbe in Ewigkeit.“ Dieser zentrale Bibelspruch hatte auch das Presbyterium Rheinbach zur Namensgebung „ChristusKirche“ bewogen. Bei der Einweihung und der 50-Jahrfeier lobten alle den gelungenen Kirchbau des Planers, Architekten und Baurats Heinrich Vogel aus Trier.
Rote Backsteine und ein hoher schwerer Turm sollen den evangelischen Christen eine Brücke bauen zu ihrem neuen Zuhause. Der Altarraum wirkt durch das Kreuzgewölbe – von Kölner Dombaumaurern erstellt – besonders eindrucksvoll. Kanzel, Altar und Taufstein bilden eine liturgische Einheit.
[…]
Am 15.12.1963 wählte das Presbyterium in diese erste Pfarrstelle Pfarrer Jochen Siebel, der hier bis zum Erntedankfest 1999 tätig gewesen ist.
Bedingt durch die kommunale Neugliederung 1969 und mit Hilfe der EMM (Entwicklungsgesellschaft Meckenheim-Merl) wuchs die Stadt von 8200 Bürgern im Jahre 1969 auf 25500
Einwohner im Jahr 2009. Mitarbeiter der Bonner Ministerien siedelten sich mit ihren Familien in Meckenheim an und bildeten bald eine „Gemeinde in Bewegung“, wie die erste Gemeindegeschichte von Dr. Marlen Brennecke überschrieben war. 1969 richtete die Kirchen gemeinde auf dem Stephansberg einen dreigruppigen Kindergarten ein, der jetzt zum ersten Familienzentrum in Meckenheim erweitert worden ist. Auch die Evangelische Grundschule, die 1963 gegründet wurde, wuchs ständig.
[…] Weil es an Plätzen in der Kirche fehlte, mussten „Eintrittskarten“ für das Kirchenschiff verteilt werden. Alle anderen Gäste füllten und überfüllten die angeschlossenen Gemeinderäume.
Pfarrer Siebel zur Ausbildung zugewiesene Vikare, Diakone und Gemeindehelferinnen unterstützten íhn bei seiner Arbeit. Sie übernahmen den Religionsunterricht an den katholischen
Grundschulen und die Kinder- und Jugendarbeit.
Der Kirchraum erwies sich bald als zu klein. Er musste vergrößert werden. Innerhalb eines Jahres (1985–1986) konnte ein Erweiterungsbau fertiggestellt werden: Fußbodenheizung überall,
auch in der Kirche, große Räume als Erweiterung zur Kirche mit einer größeren Öffnung zum Altarraum, ein geräumiges Foyer, eine gut ausgestattete Küche und mehrere Jugendräume.
Unser Gemeindeglied Dipl-Ing. Architekt Joachim Zillinger leistete hier mit einem kompetenten Bauausschuss gute Arbeit.
[…]
Einige Gemeindeglieder haben die Christuskirche in besonderer Weise beschenkt:
In der Christuskirche begleiteten die Organisten Wolfgang Kross, Jürgen Böhme und Rainer Linzenmaier in den Anfängen den Gemeindegesang mit einem Harmonium, später mit einer Elektronikorgel. Diese hatte immer öfter Defekte. Da stand eine gute Pfeifenorgel in der Universität Bonn zum Verkauf. Auch eine katholische Gemeinde in Düren hatte Interesse! In biblischem
Sinne wurde das Los geworfen und Meckenheim gewann. Als die Orgel 1976 um- und eingebaut war, übernahm Sophie Thiel, ein Gemeindeglied, die gesamten Kosten. Bei der Orgeleinweihung
sagte sie ergriffen: „Das ist die schönste Stunde in meinem Leben.“
Ein weiteres Geschenk: Marianne Dickfeld, Pianistin und Musikpädagogin, schenkte der Gemeinde, bevor sie nach Bonn verzog, zur Freude der Musikfreunde ihren Flügel. Helga Siebel fertigte aus Ton 200 Siegel-Steine und den Grundstein des Erweiterungsbaus und erzielte durch Verkauf und Spenden einen sehr hohen Betrag für den Anbau. Die Eingangstür der Christuskirche hatte erhebliche Witterungsschäden. Anneliese Skubasch, ein Gemeindeglied, überließ der Gemeinde ihr Erspartes für eine neue Tür. Ulrich Henn, ein namhafter Künstler aus Üxheim-Leudersdorf in der Eifel, hat 1996 die Bronzetür, versehen mit vielen biblischen Motiven, geschaffen.